
Zeitenwende der Erinnerungskultur(en)? Die Shoah, der Zweite Weltkrieg und der 24. Februar 2022
Mit:
• Katja Makhotina, Universität Bonn
• Franziska Davies, LMU München
Moderation: Norbert Reichel, Demokratischer Salon: Bonn
Die Invasion der russischen Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 veränderte den Blick auf manche Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre in Osteuropa. 1941 bombardierte die deutsche Wehrmacht Kyiv, 2022 die russische Armee. Länder, um die sich die deutsche Erinnerungskultur bisher kaum kümmerte, wurden sichtbar.
Ekaterina Makhotina und Franziska Davies haben sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit den Erinnerungskulturen in Osteuropa beschäftigt. Gegenstand ihres im April 2022 bei wbg Theiss Darmstadt erschienenen Buches „Offene Wunden Osteuropas“ sind die Erinnerungen an die Shoah, an den deutschen Vernichtungskrieg sowie an den stalinistischen Terror in Russland, in Litauen, in Polen, in Belarus, in der Ukraine. Grenzen wurden immer wieder neu gezogen, zumeist gewaltsam, es gab Deportationen, Vertreibungen, Vernichtung und Versklavung, die Verwüstung ganzer Regionen. Systematisch wurden Menschen ermordet, nur weil sie Jüdinnen und Juden waren oder einer anderen Nation angehörten. Es starben über 27 Millionen sowjetische Bürgerinnen und Bürger, die meisten von ihnen Zivilisten. Es entstanden aber auch Erzählungen von Heldinnen und Helden in Widerstand und Krieg, in Armeen und im Partisanenkampf.
Erinnerungsorte wurden gestaltet, verändert, vergessen, neu entdeckt und erschlossen. Mitunter konkurrierten verschiedene Erzählungen miteinander.
Das Buch „Offene Wunden Osteuropas“ dokumentiert Reisen nach Lwiw, Babyn Jar, Minsk und Malyj Trostenez, Stalingrad, Leningrad, Wilna, nach Chatyn, Pirćiupiś und Korjukiwka, nach Bełźec und Majdanek. Bücher, Filme, öffentlich zugängliche und private Dokumente, Monumente, Friedhöfe, Stadtbilder geben ein Bild einer Welt, die in Deutschland bisher viel zu wenig beachtet wurde.
Katja Makhotina und Franziska Davies werden ausgewählte Abschnitte ihres Buchs lesen und mit den Zuhörerinnen und Zuhörern diskutieren.
Info und Anmeldung: volker.neupert@respekt-und-mut.de, Tel: 0211/95757-794
Eine Veranstaltung von Demokratischen Salon: Bonn in Kooperation mit Düsseldorfer Beiträge „Respekt und Mut“/Düsseldorfer Appell, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Gerhart-Hauptmann-Haus und Stadtbüchereien Düsseldorf