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Düsseldorf setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus Rund 300 Menschen bei Mahnversammlung gegen Antisemitismus in Düsseldorf am 19. Juli 2018


Düsseldorf (epd) - Knapp eine Woche nach einer Attacke von mutmaßlich nordafrikanischen Tätern auf einen jungen Kippa-Träger in Düsseldorf haben am Donnerstagabend in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt rund 300 Menschen bei einer Mahnversammlung gegen Antisemitismus, Israelfeindlichkeit und Gewalt gegen jüdische Mitbürger demonstriert. Am symbolträchtigen Heinrich-Heine-Platz verurteilte Volker Neupert vom Bündnis "Respekt und Mut" die Tat als "feigen und widerwärtigen antisemitischen Übergriff".

Mit der Mahnversammlung, bei der die meisten männlichen Teilnehmer eine bereitliegende Kippa aufsetzten, mahnte Neupert die Bürger in Düsseldorf und ganz Deutschland dazu "Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft der Welt" zu zeigen und gegen solche antisemitischen Übergriffe Stellung zu beziehen. Die Tat sei auch "ein Angriff ins Herz unserer Wertvorstellungen von Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Die Täter müssen hart bestraft werden und dürfen sich nicht sicher sein, damit durchzukommen." Das müsse für islamistisch motivierte Täter genauso gelten, wie für Rechtradikale deutscher Herkunft, so Neupert.

Der Düsseldorfer Oberrabbiner Raphael Evers bedauerte bei der Veranstaltung, mit dem Übergriff auf den jüdischen Jugendlichen sei "eine rote Linie verschoben" worden. Die Tat sei zugleich ein Zeichen dafür, "dass die Angst und das Misstrauen vor dem anderen noch nie so groß gewesen ist, wie heute." Evers appellierte an die Anwesenden mit dafür zu sorgen, "dass Menschen nicht von ihrer Menschlichkeit entbunden werden können". Die heutige Generation sei diejenige, "die gesehen hat, was Entmenschlichung anrichten kann. Das dürfen wir nie vergessen."

Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise sagte, "der Angriff auf einen als Juden erkennbaren Menschen im Straßenbild von Düsseldorf" und die deutliche Zunahme von Antisemitismus auch in anderen Orten in Deutschland lasse ihn sich fragen, "was die nahe Zukunft noch bringen wird." Die bundesweit rund 130.000 jüdischen Mitbürger in Deutschland könnten "vermutlich binnen einer Woche nach Israel ausgeflogen" werden. Dann aber sorge ihn, dass "alle Gegener des Antisemitismus hier in Deutschland mit den Tätern allein zurück blieben."

An der Veranstaltung nahmen auch Vertreter der Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf, der evangelischen und katholischen Kirche, der Polizeipräsident der NRW-Landeshauptstadt, die Witwe des früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Giselle Spiegel sowie die Integrationsbeauftragte der Stadt Düsseldorf teil.

Andreas Rehnolt - 0211-675711 - 0171-2450911 - andre.rehnolt@t-online.de